Wenn man im Bereich des internationalen Vertragsrechts tätig ist, muss man natürlich als erstes analysieren, welchem Recht das Vertragsverhältnis unterliegt.
Bekanntlich wird die Regelung des anwendbaren Rechts im europäischen Kontext durch die Europäische Verordnung Rom I, Nr. 593/2008 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht.
Artikel 3 der Verordnung gibt den Parteien die Möglichkeit Freiheit der Wahl welchem Recht das Vertragsverhältnis unterworfen werden soll:
"...die Wahl ist ausdrücklich oder ergibt sich eindeutig aus den Vertragsbestimmungen oder den Umständen des Falles"
Haben die Parteien keine Wahl getroffen, welcher Gerichtsbarkeit der Vertrag unterworfen werden soll, so gilt Folgendes Artikel 4 der Verordnung, in dem die Kriterien für die Bestimmung des auf das Rechtsverhältnis anwendbaren Rechts festgelegt sind. Insbesondere schreibt Artikel 4 Absatz 1 Buchstabe B der Verordnung vor, dass für Verträge über die Erbringung von Dienstleistungen, zu denen auch Handelsvertreterverträge gehören, das Recht des Staates gilt, in dem der Dienstleistungserbringer (also der Handelsvertreter) seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Dies bedeutet, dass alle Vertretungsverhältnisse zwischen einem ausländischen Auftraggeber und einem italienischen Vertreter, für die die Parteien keine (ausdrückliche) Rechtswahl getroffen haben, dem Recht des Landes unterliegen, in dem der Vertreter seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, d. h. normalerweise dem italienischen Recht.
Es kann also gesagt werden, dass die Auf den internationalen Agenturvertrag ist italienisches Recht anwendbar. in den folgenden Fällen:
- im Falle von Auswahl der Teile (Art. 3 Rom-I-Verordnung);
- unter Fehlen einer Wahlmöglichkeit der Parteien, in allen Fällen, in denen der Vertreter seine gewöhnlicher Aufenthalt im italienischen Hoheitsgebiet (Art. 4 Rom-I-Verordnung);
- Sollten die Parteien beschließen, den Vertrag ausländischem Recht zu unterwerfen, so gelten die italienischen Vorschriften".international zwingend erforderlich" oder "notwendige Anwendung" (Art. 9 Rom I-VO).
Auf diesen letzten Punkt, der sicherlich eines der komplexesten und kritischsten Profile des internationalen Handelsrechts darstellt, soll hier kurz eingegangen werden.
Bekanntlich ist die Freiheit die den Vertragsparteien die Wahl überlassen, wie sie ein Vertragsverhältnis regeln BegegnungsgrenzenIn allen Rechtsordnungen gibt es zwingende Vorschriften, die gerade dazu dienen, die Freiheit der Parteien zu beschränken, um die Einhaltung bestimmter Grundsätze zu gewährleisten. Die Anwendung dieses Grundsatzes bei internationalen Verträgen ist nicht einfach, da man sich mit den zwingenden Vorschriften zweier oder mehrerer Rechtsordnungen auseinandersetzen muss: derjenigen, die die Parteien gewählt haben, und derjenigen, die bei fehlender Wahl gemäß Artikel 3 der Rom-I-Verordnung gelten würde.
Wie verträgt sich dann das den Parteien eingeräumte Recht, das anwendbare Recht zu wählen, mit dem Grundsatz, dass bei fehlender Rechtswahl die zwingenden Vorschriften zu beachten sind?
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Wahl eines bestimmten Rechts die vollständige Abweichung von den Vorschriften einer bestimmten Rechtsordnung (einschließlich zwingender Vorschriften) zugunsten der Vorschriften einer anderen Rechtsordnung bedeutet. Dies bedeutet, dass, wenn die Parteien sich dafür entscheiden, ihren Vertrag einer anderen Rechtsordnung zu unterwerfen, ihr Vertrag in der Regel den zwingenden Vorschriften dieser Rechtsordnung entsprechen muss, nicht aber den Vorschriften der Rechtsordnung, von der sie durch ihre Entscheidung abgewichen sind.
Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die nationalen Gesetzgeber in bestimmten Fällen beschließen können, die bestimmte Normen einen noch verbindlicheren Wertso dass sie auch nach Wahl der Parteien verbindlich sind: Diese Regeln sind definiert als "international zwingend erforderlichoder von "notwendiger Anwendung" und unterscheiden sich somit von denen, die "lediglich zwingend" sind.
Im europäischen Kontext ist dieser Grundsatz in Artikel 9 der Rom-I-Verordnung geregelt, in dem die Regeln für die notwendige Anwendung wie folgt definiert sind:
"... Bestimmungen, deren Einhaltung von einem Land als entscheidend für die Wahrung seiner öffentlichen Interessen, etwa seiner politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Organisation, angesehen wird, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass sie unabhängig von dem nach dieser Verordnung auf den Vertrag anwendbaren Recht auf alle in ihren Anwendungsbereich fallenden Situationen anzuwenden sind."
Der Europäische Gerichtshof hat sich in der Rechtssache Unamar mit der Auslegung dieser Vorschrift befasst: In diesem Urteil hat der Gerichtshof festgestellt, dass das nationale Gericht die schützendsten Vorschriften seines eigenen Rechts (und nicht das von den Parteien gewählte Recht) anwenden kann
"nur dann, wenn das angerufene Gericht im Einzelnen feststellt, dass der Gesetzgeber des Staates des angerufenen Gerichts es im Rahmen dieser Umsetzung für unerlässlich gehalten hat, den Handelsvertretern im Rahmen der betreffenden Rechtsordnung einen Schutz zu gewähren, der über den in dieser Richtlinie vorgesehenen Schutz hinausgeht, wobei insoweit die Art und der Zweck dieser zwingenden Vorschriften zu berücksichtigen sind.
Aus diesem Urteil geht hervor, dass es für den Vorrang des auf dieselbe Richtlinie gestützten Rechts eines anderen Staates nicht ausreicht, dass die gewählte Regelung ein höheres Schutzniveau vorsieht und ihr den Charakter einer international zwingenden Regelung verleiht, sondern dass auch nachgewiesen werden muss, dass diese Wahl ist für das betreffende System von entscheidender Bedeutungin Anbetracht der Art und des Zwecks der fraglichen Regelung.